Betriebsausfall

Betriebsausfallversicherung – wenn dein Betrieb kurz stillsteht, deine Kosten aber weiterlaufen

Ein Wasserschaden legt deine Praxis lahm, ein Brand macht deine Werkstatt unbenutzbar oder du fällst als Inhaber wegen Krankheit mehrere Wochen aus. Der Betrieb steht – aber Miete, Gehälter, Leasingraten und Kredite laufen weiter.

Genau an dieser Stelle greift die Betriebsausfallversicherung (oft auch Betriebsunterbrechungsversicherung genannt). Sie sorgt dafür, dass ein vorübergehender Stillstand nicht gleich zu einem wirtschaftlichen Problem wird.


Was ist eine Betriebsausfallversicherung?

Die Betriebsausfallversicherung sichert dich gegen die finanziellen Folgen ab, wenn dein Betrieb vorübergehend nicht oder nur eingeschränkt arbeiten kann.

Je nach Ausgestaltung gibt es zwei grundsätzliche Varianten:

  • Betriebsausfall nach einem Sachschaden
    zum Beispiel durch Feuer, Leitungswasser, Sturm, Einbruch, Elementarschäden
  • Betriebsausfall aufgrund deiner Person
    vor allem bei Freiberuflern und Inhaberbetrieben, wenn du wegen Krankheit oder Unfall ausfällst

Ziel der Versicheurng: Deinen Betrieb so zu stellen, als wäre der Ausfall gar nicht passiert – zumindest finanziell.


Welche Risiken sind typischerweise versichert?

Die konkrete Absicherung hängt vom Tarif ab, aber grundsätzlich geht es um Situationen, in denen du deinen Betrieb nicht wie gewohnt führen kannst.

Beispiele für versicherte Ursachen:

  • Feuer, Explosion, Blitzschlag
  • Leitungswasserschäden
  • Sturm- und Hagelschäden
  • Einbruchdiebstahl, Vandalismus
  • Elementarschäden (sofern eingeschlossen, z. B. Überschwemmung, Rückstau)
  • behördliche Anordnungen infolge eines versicherten Sachschadens

Bei speziellen Betriebsausfallkonzepten für Heilberufe, Kanzleien oder andere Freiberufler kommt zusätzlich in Frage:

  • Ausfall des Praxis- oder Kanzleiinhabers durch Krankheit
  • Ausfall durch Unfall
  • Quarantäne in bestimmten Fällen (je nach Bedingungswerk)

Wichtig: Es geht nicht um einen kleinen Umsatzknick, sondern um einen nachweisbaren Ausfall, weil dein Betrieb faktisch nicht arbeitsfähig ist.


Was wird konkret ersetzt?

Die Betriebsausfallversicherung ersetzt keine Sachwerte – dafür sind Gebäude- und Inhaltsversicherung zuständig –, sondern den finanziellen Schaden durch den Stillstand.

Typischerweise werden abgesichert:

  • fortlaufende Fixkosten (Miete/Pacht, Leasing, Versicherungen, Energiekosten, Kredite)
  • Löhne und Gehälter deiner Mitarbeitenden
  • entgangener Betriebsgewinn
  • zusätzliche Kosten, die nötig sind, um den Betrieb schneller wieder ans Laufen zu bringen
    zum Beispiel Anmietung von Ersatzräumen, Überstunden, Expresslieferungen

Je nach Tarif wird mit einer vereinbarten Tagesentschädigung oder auf Basis von betriebswirtschaftlichen Kennzahlen (Betriebsgewinn + Fixkosten) gearbeitet. Grundlage sind meist deine Zahlen aus der BWA bzw. dem Jahresabschluss.


Für wen ist eine Betriebsausfallversicherung besonders wichtig?

Im Grunde für alle, bei denen ein Stillstand schnell finanziell weh tut, zum Beispiel:

  • Arzt- und Zahnarztpraxen, Heilberufe
  • Kanzleien und Büros mit laufenden Fixkosten
  • Handwerksbetriebe mit Werkstatt und Maschinenpark
  • Produktionsbetriebe und verarbeitendes Gewerbe
  • Hotels, Gastronomie, Veranstalter
  • Einzelhandel, insbesondere mit Ladenlokal an einem Standort

Typische Frage, die du dir stellen kannst:
Wie lange könnte dein Betrieb ohne Einnahmen überleben, wenn Fixkosten wie gewohnt weiterlaufen?

Wenn die Antwort lautet „nicht sehr lange“, ist eine Betriebsausfallversicherung ein wichtiger Baustein.


Betriebsausfall vs. Gebäude- und Inhaltsversicherung

Wichtig ist die Abgrenzung:

  • Gebäudeversicherung
    Deckt Schäden am Gebäude (Mauern, Dach, fest eingebaute Teile).
  • Inhaltsversicherung
    Deckt Schäden am Inventar (Möbel, Einrichtung, Waren, Maschinen).
  • Betriebsausfallversicherung
    Deckt die finanziellen Folgen des Stillstands nach einem versicherten Sachschaden.

Beispiel:
Nach einem Brand sind das Gebäude und dein Inventar beschädigt.

  • Gebäude- und Inhaltsversicherung bezahlen den Wiederaufbau und die Neuanschaffung.
  • Die Betriebsausfallversicherung übernimmt in der definierten Haftzeit deinen entgangenen Gewinn und die laufenden Kosten.

Ohne diesen Baustein hast du zwar wieder ein eingerichtetes Gebäude, aber die Zeit bis dahin kann finanziell sehr teuer werden.


Betriebsausfall durch Krankheit des Inhabers

Gerade bei Einzelpraxen und kleineren Kanzleien hängt vieles an einer Person. Wenn du als Inhaber ausfällst, kann der Betrieb häufig gar nicht oder nur eingeschränkt weiterlaufen.

Hier setzen spezielle Betriebsausfallkonzepte an:

  • Versicherung des Betriebsausfalls bei längerer Krankheit oder Unfall des Inhabers
  • Übernahme von Fixkosten wie Miete, Gehälter und laufende betriebliche Ausgaben
  • manchmal auch Kosten für eine Vertretung, wenn dies vertraglich vorgesehen ist

Wichtig ist hier die Abstimmung mit einer privaten Krankentagegeldversicheurng, damit keine Lücken, aber auch keine Überversicherung entstehen.


Wichtige Stellschrauben beim Abschluss

Bei der Gestaltung einer Betriebsausfallversicherung spielen einige Parameter eine große Rolle:

Versicherungssumme bzw. Tagesentschädigung

Sie sollte sich realistisch an deinen Zahlen orientieren. Grundlage sind meist:

  • Fixkosten
  • durchschnittlicher Betriebsgewinn

Je genauer und sauberer diese Daten erfasst werden, desto passender ist der Schutz.

Haftzeit

Das ist der Zeitraum, für den der Versicherer nach einem Schaden leistet. Üblich sind zum Beispiel:

  • 6 Monate
  • 12 Monate
  • in speziellen Fällen auch länger

Die Haftzeit sollte realistisch abbilden, wie lange es dauern kann, bis dein Betrieb nach einem schweren Schaden wieder vollständig läuft.

Karenzzeit

Manche Tarife sehen eine Karenzzeit vor, also einen Zeitraum zu Beginn des Ausfalls, in dem noch keine Leistung erbracht wird. Das senkt den Beitrag, bedeutet aber auch mehr Eigenrisiko.

versicherte Gefahren

Nicht jede Police sichert automatisch alle denkbaren Gefahren ab. Elementarschäden, bestimmte behördliche Maßnahmen oder besondere Risiken können optional sein. Entscheidend ist, was in deiner Branche wirklich relevant ist.


Dein nächster Schritt

Wenn du prüfen möchtest, ob eine Betriebsausfallversicherung für dich sinnvoll ist, kannst du dir ein paar Fragen stellen:

  • Wie stark hängt dein Umsatz von bestimmten Räumen, Maschinen oder deiner eigenen Arbeitskraft ab?
  • Wie hoch sind deine monatlichen Fixkosten, die auch bei Stillstand weiterlaufen?
  • Welche bestehenden Policen (Gebäude, Inhalt, Haftpflicht) hast du bereits – und was leisten sie im Unterbrechungsfall nicht?

Auf Basis dieser Punkte lässt sich relativ klar erkennen, ob ein Betriebsausfallbaustein für dein Unternehmen „nice to have“ oder ein entscheidender Sicherheitsfaktor ist – und wie umfangreich der Schutz sinnvollerweise sein sollte.